LowLatency Kopfhörer für DJ's - nun endlich verfügbar?
erstellt am 03.11.2024 | Christian
Nachdem AlphaTheta kürzlich seine Funk-DJ-Kopfhörer vorgestellt hat, wollte ich mir mal einen aktuellen Überblick verschaffen.
Einleitung
Ich hatte mich ja bereits hier mit dem neuen Bluetooth Codec LE Audio / Auracast auseinandergesetzt und hier auf einen ersten LowLatency Kopfhörer hingewiesen.
Nun stellte AlphaTheta seine Version eines Funkkopfhörers für DJs vor. Das bringt mich dazu, noch einmal über das Thema nachzudenken, da ich mich mit dem Kabelkopfhörer immer etwas "angebunden" fühle. Gerne hätte ich die Freiheit, ganz ohne Kabel auflegen zu können.
Im Folgenden betrachten wir mal unterschiedliche Möglichkeiten, Vor- und Nachteile.
Warum hängen alle DJ's am Kabel?
Ganz einfach: bisherige Bluetooth-Codecs, wie sie für drahtlose Kopfhörer verwendet werden, waren bisher wenn überhaupt nur auf hohe Audio-Qualität ausgelegt. Je höher die Qualität, umso höher auch die Latenz, weil mehr Daten codiert, übertragen und vom Empfänger wieder decodiert werden müssen.
Diese Latenz führt dazu, dass der Ton, den der DJ über die Boxen/Monitore hört und den Ton, den er zur Kontrolle über die Kopfhörer hört, nicht mehr synchron sind. Damit ist taktsynchrones Mixing nicht möglich, weil der Zeitversatz einfach viel zu groß wird. Ich habe es probiert und kann sagen: geht nicht!
Genau darum habe ich noch keinen Kollegen gesehen, der mit Funkkopfhörern arbeitet.
Was ist jetzt anders?
Da der Bedarf auch an anderer Stelle da ist, eine möglichst schnelle Funkverbindung für Audio zu haben, wurden verschiedene Systeme Entwickelt, dies möglich zu machen. Gamer zum Beispiel brauchen auch sehr kurze Latenzen, damit Ton und Bild immer synchron sind. Bei Video-Übertragungen wurde bisher einfach das Bild etwas verzögert, damit es zum später eintreffenden Ton passte. Das geht bei E-Sports nicht - da zählt jede Millisekunde.
Es gibt daher seit einiger Zeit neue Bluetooth-Codecs, die einerseits weniger Energie verbrauchen, mehrere Empfänger zeitgleich mit Signalen versorgen können und bei kleineren Datenraten höhere Audioqualitäten erreichen.
In diesem Zusammenhang sind eben auch kürzere Latenzen für "normales" Audio möglich.
vier verschiedene Möglichkeiten
Hier nun meine aktuell beobachteten Kopfhörer-Systeme, die für uns in Frage kommen könnten:
AlphaTheta HDJ-F10
Daten
- geschlossen
- 35 Ohm
- 105 dB
- 5 Hz ... 30 kHz
- 356 g
PRO
- echter DJ-Kopfhörer
- kurze Latenz
- sparater Sender mit Klinkenanschluss
- teilweise Sender schon im Equipment verbaut
- Noise Cancelling Funktion
CONTRA
- hoher Preis
- herstellereigene Technik "SonicLink"
- BT nur 5.2
- Laufzeit nur 9h
Audeze Maxwell
Daten
- Over-ear, geschlossen
- > 120 dB
- 10 Hz ... 50 kHz
- 490 g
PRO
- kurze Latenz
- BT LE-Audio
- BT 5.3 mit LC3, LC3plus
- hohe Reichweite
- Laufzeit bis zu 80h
CONTRA
- nur USB-Dongle
- recht groß und schwer
- Anschluss am Controller nur mit separatem LC3 BT-Sender
Beyerdynamics MMX 200
Daten
- geschlossen
- 32 Ohm
- 116 dB
- 20 Hz ... 20 kHz
- 360 g
PRO
- kurze Latenz
- BT 5.3 mit LC3
- Laufzeit bis zu 35h
- 20m Reichweite
- abschaltbarer Augmented Mode, Außengeräusche werden eingemischt
CONTRA
- mitgelieferter LowLatency Dongle (USB)
- Anschluss am Controller nur mit separatem LC3 BT-Sender
Qual der Wahl & mein Fazit
Die Technik hat sich weiter entwickelt, das ist gut. Leider nutzen die verschiedenen Hersteller zum Teil eigene Funkstandards oder tun zumindest so.
Dass AlphaTheta mit einer eigenen Technik "SonicLink" um die Ecke kommt ist schade, war aber wohl zu erwarten. Zwar kann man den Sender mit Klinken-Eingang gleich mitbestellen, aber ich hätte die Verwendung einer herstellerunabhängigen Technologie schon gerne gesehen. Ganz grundsätzlich wäre es von Vorteil, einen neuen Funkstandard wie BT 5.3 mit höherer Reichweite und geringer Latenz auch in DJ-Equipment zu verbauen. Aber gerade hier grenzt man sich doch immer noch gern vom restlichen Markt ab und führt eigene Systeme ein. Ob hier die tatsächlichen Latenzen wirklich so viel besser sind, bleibt abzuwarten.
Für das von mir angesprochene Szenario, den DJ Kopfhörer vom Kabel zu befreien, gibt es nun einige Kombinationen zu testen.
Da aktuell (Stand 03.11.2024) gerade ein Logitech LIGHTSPEED Kopfhörer stark rabattiert verkauft wird, habe ich den mal bestellt. (Astro A30 Mandalorian Edition) Zwar ist der nur mit dem eigenen Dongle verwendbar, aber da ich mit Virtual DJ arbeite, steht mir der USB-Port am Notebook eh zur Verfügung. Wenn sich der Dongle als normales Audio-Interface in VDJ als Kopfhörer-Ausgang schalten lässt, könnte das eine unkomplizierte Variante sein. ChatGPT meint, das wird gehen, erwartet aber evtl. Aussetzer bei starker WLAN-Konkurrenz.
Der AlphaTheta ist mir einfach zu teuer. Da warte ich erst einmal auf echte Erfahrungsberichte. Hier bin ich mal nicht der "Early Adopter".
Der Audeze Maxwell sowie der Beyerdynamics könnten mit einem separaten BT 5.3-Sender (mit LE-Audio und LC-Codec) durchaus funktionieren und versprechen guten Klang. Speziell der Beyerdynamic mit seinem abschaltbaren Augmented Mode dürfte interessant sein. Da kann man direkt vor Ort von geschlossen auf offen umschalten. Je nach DJ-Situation durchaus überlegenswert.
Eine ganz preiswerte Methode könnte die Verwendung von BT5.0 mit Apt-X Low Latency sein. Hier gibt es bereits preiswerte Senderund auch preiswerte Kopfhörer. Muss man mal testen.
Leider geben alle nur "LowLatency" an. Bei den standardisierten Verfahren kriegt man noch am ehesten heraus, wie kurz die Latenz denn nun ist. bei den herstellereigenen Verfahren konnte ich die Werte nicht finden. Da ist dann trotz der hohen Preise schon etwas Vertrauen nötig.
Was sagt ChatGPT dazu?
Du: kennst du die latenzwerte von aptX low Latency und LE-Audio LC3?ChatGPT:
Ja, hier sind die ungefähren Latenzwerte der beiden Codecs:
aptX Low Latency:
aptX LL bietet eine Latenz von etwa 32 ms. Dies ist speziell auf Anwendungen ausgelegt, bei denen eine niedrige Verzögerung entscheidend ist, etwa bei Audio-Video-Synchronisation oder im Gaming-Bereich. Für DJ-Anwendungen ist es auch eine interessante Option, wenn Geräte kompatibel sind.
LC3 (Low Complexity Communication Codec, auch bekannt als LE Audio LC3):
Die Latenz variiert je nach Implementierung und Anwendungsfall, beträgt aber oft um die 20–30 ms bei idealen Bedingungen. Allerdings liegt sie in der Praxis häufig eher zwischen 30 und 50 ms, je nach Bluetooth-Chip und Konfiguration. LE Audio hat den Vorteil, eine bessere Qualität bei geringerer Bandbreite zu bieten, was vor allem bei kabellosen Ohrstöpseln und neuen Bluetooth-Geräten genutzt wird. Für DJ-Anwendungen sind beide interessante Optionen, wobei aptX LL häufig besser für ältere Bluetooth-Standards und LC3 besser für neuere LE Audio-Geräte geeignet ist.
Du: kennt man die Latenz von SonicLink (AlphaTheta) ?
ChatGPT:
Ja, SonicLink von AlphaTheta (der Muttergesellschaft von Pioneer DJ) ist ein proprietäres Übertragungsprotokoll, das entwickelt wurde, um sehr niedrige Latenzen speziell für den professionellen DJ- und Audioeinsatz zu ermöglichen. Latenz von SonicLink Die genaue Latenzzeit von SonicLink wurde von AlphaTheta nicht öffentlich spezifiziert. Allerdings wird berichtet, dass die Latenz unter die von aptX Low Latency (also deutlich unter 32 ms) fällt und für DJ-Anwendungen optimiert ist, um nahtloses Cueing und Beatmatching ohne wahrnehmbare Verzögerung zu ermöglichen. Das Ziel ist es, eine latenzfreie (oder nahezu latenzfreie) Audioübertragung zu bieten, die sich für anspruchsvolle, zeitkritische Anwendungen wie DJing eignet. Falls du SonicLink in Betracht ziehst, wäre es am besten, die tatsächliche Performance mit deinem Equipment zu testen, da die wahrgenommene Latenz auch von den eingesetzten Geräten und der Umgebung beeinflusst werden kann.
Du: Was kannst du über die Latenz von Logitechs LIGHTSPEED sagen?
ChatGPT:
Logitechs LIGHTSPEED-Technologie ist eine kabellose Übertragungsart, die speziell für Gaming-Mäuse, Tastaturen und Headsets entwickelt wurde und extrem niedrige Latenzen verspricht. Die Latenzwerte von LIGHTSPEED sind beeindruckend niedrig und liegen bei etwa 1 ms. Dies wird durch eine hochoptimierte Funktechnologie erreicht, die mit einer Übertragungsrate von 1000 Hz (1 ms Polling-Rate) arbeitet.
Details zur Latenz bei LIGHTSPEED
- 1 ms Latenz: LIGHTSPEED wird als „1-ms-Latenz-Technologie“ vermarktet, was bedeutet, dass die Verzögerung bei der Signalübertragung zwischen dem Gerät und dem Empfänger praktisch nicht wahrnehmbar ist. Diese Geschwindigkeit ist sogar schneller oder vergleichbar mit kabelgebundenen Verbindungen in vielen Gaming-Szenarien.
- Zuverlässigkeit und Stabilität: Neben der niedrigen Latenz zielt LIGHTSPEED darauf ab, eine stabile Verbindung mit minimaler Störung durch andere Signale (wie WLAN oder Bluetooth) zu bieten. Es nutzt einen speziellen Funkkanal im 2,4-GHz-Bereich, der für eine geringe Verzögerung und hohe Stabilität optimiert wurde.
Anwendungsbereich: Während LIGHTSPEED in der Gaming-Welt besonders geschätzt wird, weil es reaktionsschnelle Steuerung ohne merkliche Latenz ermöglicht, ist es nicht für Audioübertragung gedacht. Das bedeutet, dass die Technologie für Audio- oder DJ-Anwendungen nicht geeignet ist, da sie in erster Linie auf Steuerungssignale und nicht auf Audiodatenübertragung ausgelegt ist.
Du: Logitech verkauft aktuelle Headsets aber speziell mit dem Hinweis auf LIGHTSPEED und geringer Latenz.
ChatGPT:
Du hast recht, Logitech verwendet LIGHTSPEED tatsächlich auch bei Gaming-Headsets und bewirbt diese mit geringer Latenz. Im Fall der LIGHTSPEED-Headsets kombiniert Logitech die 2,4-GHz-Funktechnologie mit optimierten Audiokomprimierungs- und Übertragungsverfahren, um eine extrem niedrige Latenz für Audio zu erzielen.
Latenz von LIGHTSPEED in Headsets
Die typische Latenz für LIGHTSPEED-Headsets liegt bei etwa 15–20 ms. Dies ist für die meisten Gaming- und Kommunikationsanwendungen ausreichend niedrig, sodass Ton und Bild synchron wahrgenommen werden können. Für Anwendungen wie DJing, bei denen eine exakte Beat-Synchronisation gefragt ist, kann diese Latenz jedoch möglicherweise noch merkbar sein, je nach persönlichem Empfinden.
Vergleich und Einsatzbereiche
LIGHTSPEED liegt in puncto Latenz etwa auf dem Niveau von aptX Low Latency, jedoch immer noch höher als die Latenz bei kabelgebundenen Verbindungen oder bei Technologien wie SonicLink, die speziell für latenzkritische Audioanwendungen entwickelt wurden. Wenn dir absolute Echtzeitübertragung wichtig ist, wäre ein Test, wie sich LIGHTSPEED in deiner DJ-Umgebung verhält, sinnvoll.